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Schläfer am Tag, Jäger während der Nacht

Starkenburger Echo | 20. August 2012 | Brigitta Schilk

Führung: Wissenswertes zu Fledermäusen beim Kultur- und Museumsverein Bonsweiher

Spannende Einblicke in die Welt der Fledermäuse gab Michael Lellbach. Neben den Sommerquartieren, der Nahrung und Echoortung ging es auch um Windkraftanlagen.
Viel Erstaunen war immer wieder in den Gesichtern der Teilnehmer der Fledermaus-Führung in Bonsweiher am Freitag abzulesen. Der Kultur- und Museumsverein Bonsweiher hatte zum zweiten Mal eine Führung mit dem Fledermausexperten Michael Lellbach organisiert.

Er verstand es, die Beteiligten in die Lebenswelt der hiesigen Fledermäuse hineinzunehmen. Zwölf der rund 850 Fledermausarten weltweit leben im Kreis Bergstraße. Michael Lellbach stellte die Mauseohrfledermaus mit 10 Zentimeter Körpergröße bei einer Spannweite von 40 bis 50 Zentimeter vor und die kleine Zwergfledermaus mit 4,5 Zentimeter Körpergröße, einer Spannweite bis zu 25 Zentimeter bei einem Gewicht von 3,5 bis 7 Gramm.
Das nächste große Quartier der Zwergfledermäuse ist in einer Kirche in Heppenheim und von Mäuseohrfledermäusen in Hirschhorn. Er erwähnte noch den Abendsegler und zeigte ein Exemplar der Langohrfledermaus.
Die europäischen Fledermäuse sind überwiegend Insektenfresser, die einen ausgiebigen Winterschlaf im Winterquartier machen und im Sommer in trockenen, dunklen, sehr warmen Quartieren leben.

In ihren Sommerquartieren an Häusern unter Rollladenkästen, Holzverkleidungen oder an Scheunen, Speichern und Kirchtürmen schlafen sie tagsüber und erbeuten nachts Mücken, Fliegen und Nachtfalter, von denen sie bis zu einem Drittel ihres Körpergewichts fressen.
Die Weibchen leben den Sommer über in Kolonien von 30 oder mehr mit ihren Jungtieren zusammen und zeigen ein ausgeprägtes Sozialverhalten. Sie setzen sich für die anderen ein, erklärte Michael Lellbach.
Spannend war, dass Fledermäuse Anfang Juli kopfüber Junge gebären, wie sie größtenteils auch hängen. „Ist die süß“, bemerkte Annika und strich über das Fell einer präparierten Langohrfledermaus, die der Experte in einer Schachtel mitgebracht hatte. An ihr erläuterte er deren Körperaufbau, verwies auf die Flugmembran, die aus zwei Hautschichten zwischen den Fingern besteht und den Daumen mit einer Kralle.
Warum tote Tiere hängen bleiben, wie der Kot von Fledermäusen sich von Mäusen unterscheidet, veranschaulichte er ebenso wie er die Echoortung erklärte. Über diese Besonderheit, sich mit Hochfrequenztönen ein Bild der Landschaft zu erschaffen, und wie die Menschen sie seit dem 18. Jahrhundert herausgefunden haben, referierte er ausführlich.

Die Frage, wie Windkraftanlagen auf Fledermäuse wirken, blieb nicht aus. Lellbach erklärte, dass der Abendsegler bis zu fünfzig Meter hoch fliege und dass durch die warmen Rotorblätter Insekten angezogen werden, was wiederum kleinere Fledermäuse anzieht. Dadurch kommen sie in die Gefahr, dass durch schnelle Veränderungen der Luftdruckverhältnisse ihre Lungen platzen.
Nach einer Stunde bei Dämmerung machte sich die Gruppe auf den Weg zu den Unertsteichen. Unterwegs konnte sie mit dem Detektor wahrnehmen, wie die Fledermäuse Ultraschallwellen ausstoßen, um damit Insekten, Blätter oder Mauern zu erkennen. Manchmal waren sie auch nur kurz zu sehen, da sie von einem Jagdgebiet zum anderen ohne Laute nur aus dem Gedächtnis fliegen.
Über dem Teich waren drei bis vier heimische Jäger der Nacht unterwegs, die mit ihren Echorufen auf Beutefang waren. Zu hören waren gleichmäßige Laute, die abrupt in ihrer Abfolge zu nahmen, wenn sie sich einem Insekt annäherten.
Als Umweltbeauftragter der Gemeinde Mörlenbach hat Michael Lellbach sich dafür eingesetzt, dass der alte, jahrelang verschüttete Wasserhochbehälter in Bonsweiher an der Landstraße zur Juhöhe als Winterquartier für die Fledermäuse in den nächsten Monaten hergerichtet wird. Er informierte, dass verletzte Fledermäuse bei ihm gemeldet werden können.

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